2009 – die ersten Burggespräche

Bild: Stephan FichtnerNun ist es Geschichte, unser erstes Burgtreffen. Wir hatten Spaß und haben auch die Arbeit nicht zu kurz kommen lassen. Wir bekamen wertvolle Inputs für den Orion, manches wird nun anders werden als bisher geplant. Ein kleiner Rückblick auf drei ereignisreiche Tage.

 Schloss Albrechtsberg an der Pielach; Erick Willersdorfer
 Schlossführung; Erik Willersdorfer
 Schlossführung bei Kerzenschein; Erik Willersdorfer
 Rittersaal bei Kerzenschein; Erik Willersdorfer
 Arkadengang; Erik Willersdorfer
 Astra und Nox; Bild: Stephan Fichtner
 Besprechung im Rittersaal; Bild: Stephan Fichtner
 Stiftsbibliothek Melk; Bild: Stephan Fichtner
 Urania in der Stiftsbibliothek Melk; Bild: Johanna Spiller

Schauplatz dieser und hoffentlich noch vieler weiterer Burggespräche war Schloss Albrechtsberg an der Pielach. Die zufällige Freundschaft von Nox mit den Burgbesitzern machte diesen illustren Veranstaltungsort, der zu Galileis Zeiten schon längst kein Neubau mehr war, möglich. Und wie sich die Gäste überzeugen konnten, können künftige Burggespräche in noch viel größerem Rahmen stattfinden, eine so kleine Runde wie wir waren wirkt in den Gemäuern beinahe verloren.

Mit dem Wetter hatten wir Glück. Nach unserer Ankunft holten Eugen, Jan und ich am Freitag Nachmittag bei sengender Hitze in Melk, was wir an Verpflegung für nötig hielten. Nach und nach trudelte ein Großteil der Teilnehmer ein: Stephan, Johanna, Klaus und Sebastian. Zwei Gäste waren nur am ersten Abend bei uns: Andi von der Astronomie-Sendung SuperNova und Patrick, nun ja, Zaungast, astronomieinteressiert und zufällig in der Nähe wohnend. Auch Michael (Burgherr in spe), Erik und Nina (Freunde desselben) leisteten uns Gesellschaft. Den Abend verbrachten wir in netter Plauder-Atmosphäre bei Gebrateben und Vergorenem. Der Hüter des Feuers war keine Vestalin, sondern niemand Geringerer als Astra . Es war ein Abend zum Kennenlernen und Austauschen erster Informationen.

Nachdem der Hunger gestillt war, wurden so manche neugierig auf das Gemäuer, also schlug Michael einen kleinen Rundgang vor. Merke: in diesen Mauern kann ein Rundgang niemals klein sein. Im wackeren Kampf gegen die galoppierend um sich greifende Lichtverschmutzung griff man zur sparsamen Beleuchtung mit Kerzen (hm, und auch zwecks Romantik und Gruseligkeit, würde ich sagen).

Die oberen Stockwerke warteten mit nichts Spektakulärerem als einem Geheimgang durch einen Kasten wie in Narnia auf, einem Lampenraum, einer Bibliothek mit Teleskop (dessen Spiegel dejustiert war) und zahllosen weiteren Räumen. Eindrucksvoll die Schilderungen von Michael, welche baulichen Veränderungen teils an den Räumen vorgenommen wurden, um sie von schändlichen Eingriffen aus den 1960er Jahren zu befreien.

Spannend wurde es aber, als wir die Räumlichkeiten auf tieferem Niveau betraten. Da gab es Verliese, Kellergewölbe mit einem Kopflosen (der Kopf lag extra, beide stammen vermutlich von einem Live-Rollenspiel in jüngerer Vergangenheit) und schließlich sogar eine Gruft – ob mit Toten resp. Untoten bestückt oder nicht, war den ganzen Abend lang ein Rätsel, und dieses soll auch noch nicht gelüftet werden – auf dass künftigen Gästen ein kleiner Schauder bleibe!

Nach längerer Wanderung erreichten wir schließlich einen Hof, in dem sich Tische mit zurückgelassenem Essen und Getränken befanden. Michael versicherte uns, obwohl die Ähnlichkeit frappant sei, würde es sich dabei keineswegs um die von uns zurückgelassenen Utensilien handeln, auch wenn sie diesen täuschend ähnlich sähen. Also erfreuten wir uns den Rest des Abends an Parallelwein. Schmeckte fast wie echter Wein.

Das Morgen-Grauen erhielt angesichts der späten Stunde, zu der wir die Nachtlager aufgesucht hatten, eine dem Wortsinn viel naheliegendere Bedeutung. Verschlafen trudelten zu tagheller Stunde um 9h die ersten gespenstisch bleichen Gestalten in der Taverne ein. Angesichts des strahlenden Sonnenscheins beschloss man, unter freiem Himmel zu speisen. Das fanden nicht nur wir gut, sondern auch ein größerer Schwarm Wespen, die uns Gesellschaft leisteten, auf die wir gern verzichtet hätten. Viel erfreulicher war die Gessellschaft von Daniela, die zu sehr früher Stunde aus Linz aufgebrochen war, um den Tag mit uns zu verbringen, und die dank Eugens unermüdlichem Shuttledienst auch die Burg erreichte (zusammen mit frisch gebackenen Brötchen).

Zu gegebener Zeit fanden wir uns im Rittersaal ein, in dem unser Tagesprogramm stattfand. Nach kurzer Zeit stieß auch Norbert alias NeO zu uns, der uns schon am Abend zuvor mit telefonischen Informationen über seinen aktuellen Aufenthaltsort bestens unterhalten hatte (Ulm, Passau…)

Zur Mittagsstunde opferten wir mittels von Astra liebevoll zubereiteten Penne al arrabiata der Gottheit der Pastafari, dem fliegenden Spaghettimonster (auf die rituelle Kopfbedeckung, das Nudelsieb, haben wir allerdings verzichtet, ebenso auf das andächtig ausgesprochene „Ramen“). Wieder hatten wir Gesellschaft der brummenden Hautflügler. Außerdem gab’s völkerverbindenden Sprachunterricht zur deutsch-österreichischen Verständigung („illuminiert“, „das geht sich aus“, …)

Der Nachmittag war wieder der Arbeit gewidmet, bis die Natur ihr Recht verlangte, nämlich ein Abendessen. Dieses ließen wir uns im Gasthaus Lindenstubn sachgerecht zubereiten und hatten mit der österreichisch verfassten Speisekarte einiges zu lachen. Norbert und Daniela brachen auf, der Rest von uns verbrachte eine weitere Nacht auf der Burg. Wir ließen den Abend bei Torte und Vergorenem ausklingen. Ein Versuch das Teleskop zu justieren misslang – mangels Okularen (aber Dank an Sebastian und Jan für den Versuch!) Geister kamen zwar nicht zu Besuch, dafür aber leider unglaubliche Scharen Gelsen (Mücken, man lernt ja dazu), die manchen den Schlaf raubten.

Als zum Frühstück wieder die schwarz-gelben Insekten anrückten, nahmen wir sie mit gezückten Kaffeetassen in Empfang. Schon nach kurzer Zeit befanden sich mehrere umgestülpte Kaffeetassen mit Wespen darunter auf dem Tisch („Ach Eugen, wenn du schon in die Küche gehst, nimm bitte doch noch zehn Häferl mit…“) Schadenfreude ist etwas wirklich Hässliches, aber ich muss gestehen, ich empfand welche, als wir später, als es zu regnen begann, die Tiere befreiten und diese wie begossene Pudel mit hängenden Fühlern auf den Tischen hockten.

An diesem letzten Tag besuchten wir das nahe gelegene Stift Melk, in dem Paul Beck alias Astronomicus und Georg Zotti eine Ausstellung anlässlich des Jahres der Astronomie mitgestaltet hatten. Neben den mittelalterlichen Handschriften blieb uns außerdem der furchterregende Löwe des Pontius Pilatus in Erinnerung, den der Künstler – mangels eines Anschauungsexemplars – anhand von Schilderungen vom Hörensagen malte. Man soll harmlos aussehende Tiere niemals unterschätzen, das wissen wir aus Monty Pythons „Ritter der Kokosnuss“ – das Kaninchen in diesem Film war sehr gefährlich!

Nach diesem Besuch war es an der Zeit Abschied zu nehmen. Die letzten verbliebenen Orioniden zerstreuten sich in alle Himmelsrichtungen. Um sich hoffentlich im nächsten Sommer wieder im Radianten Schloss Albrechtsberg zu treffen!

Bilder: Stephan Fichtner, Johanna Spitaler und Erik Willerstorfer